Juliusspital in Würzburg

Ruth Ebensfeld

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Juliusspital

Eines der eindrucksvollsten profanen Bauwerke Würzburgs ist der imposante Gebäudekomplex des Juliusspitals.

Es war die politisch und religiös schwierige Zeit des Umbruchs, der wir dieses prächtige Bauwerk zu verdanken haben. Das Bistum steckte in den Wirren der Reformation und der fränkische Adel war in großer Anzahl zum Protestantismus übergetreten. Das Erzbistum Mainz empfahl aus diesem Grund dem Würzburger Domkapitel die Einsetzung eines durchsetzungsstarken Fürstbischofs, die Wahl fiel im Jahr 1573 auf Julius Echter von Mespelbrunn.

Um das Volk in Zeiten der Reformation für sich zu gewinnen, erkannte Julius Echter sehr bald das Fehlen von weiteren Armen- und Krankenanstalten für die Bürger Würzburgs, aber auch für Pilger, Waisen und sonstige bedürftige Personen.

Eine Stiftung aus seinem Privatvermögen, nebst Weingut, machte die
Grundsteinlegung für den Spitalbau am 12. März 1579 möglich. Nach  Plänen von Georg Robin, einem Mainzer Baumeister, entstand ein rechteckiger, um einen Hof angeordneter Komplex nördlich des damaligen Stadtkerns. Er war zur damaligen Zeit der wohl modernste Hospitalbau in Deutschland.

Im Durchgang zur heutigen Gartenanlage kann man den Steinernen Stiftungsbrief des Julius Echter noch heute sehen.

Schon die damaligen Zeitgenossen bemerkten, dass der Gebäudekomplex einem Schloss ähnlicher war als einem Spital, obwohl erst Antonio Petrini den von der Straße abgelegenen Nordflügel, den sog. Fürstenbau, mit seinem kräftigen Mittelpavillon aus Muschelkalk errichtete, nach dessen Tod durch Jospeph Greising bis 1714 vollendet.

Ursprünglich stand hier nach Gründung des Spitals nur ein einstöckiger Arkadenbau. Dieser  wurde jedoch bei einem Brand im Jahre 1699 zerstört.

Mit schweren Arkaden öffnet sich der 160 m lange Bau, mit seinen darunter befindlichen Weinkellern, zum Innenhof hin.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Bau mehrmals umgebaut, so auch unter Balthasar Neumann, im Zeitraum 1745-1749.

1785 bis 1793 wurden die zur Straße ausgerichteten drei Flügel durch einen Neubau ersetzt. Zu Kriegsende 1945 wurde die Anlage erneut zerstört und bis 1955 wieder aufgebaut.

Sehenswert ist ebenso die wunderschöne, erhalten gebliebene Rokoko-Apotheke direkt am Arkadengang. Hier ist noch immer die originale Einrichtung mit einem Deckenfresko von Thalheimer sowie die in den Jahren 1760-1765 geschnitzten Regale und Figürchen von Peter Wagner zu besichtigen.

Tritt man in den nördlich des Fürstenbaus liegenden Park hinaus, findet man rechts die "Alte Anatomie". Der  einst als Sommerschlösschen errichtete Gartenpavillon wurde 1705 -1714 von Joseph Greising, einem Zimmermeister aus dem Bregenzer Wald, errichtet.

Über den Seitentrakten erhebt sich je ein frühbarocker Turm mit gekuppelten Dächern. 1788 erneut  renoviert, haben namhafte und bedeutende Mediziner wie C.C. von Siebold, Albert Koelliker und Rudolf Virchow hier vor Studenten ihr Können demonstriert. Heute finden Konzerte und Tagungen in den Räumen statt.

Inmitten des Parks kann ein Bassin mit einer Figurengruppe von Jacob van der Auvera, 1708 errichtet, besichtigt werden. Ein Greif, auf einem Delphin stehend, hält hier das Wappen des Fürstbischofs Joh. Phil. Von Greiffenclau, darum lagern durch pompöse Delphinskulpturen getrennt die Verkörperungen der vier unterfränkischen Flüsse: Main, Tauber, Saale und Sinn.

Der Garten dient heute ebenso zur Erholung der Rekonvaleszenten des Juliusspitals.

Durch die Jahrhunderte erfuhr das Weingut Juliusspital, welches heute als das zweitgrößte Weingut Deutschlands angesehen wird, ständige Veränderungen in Bezug auf Weinbergbesitz, die jedoch letztlich immer eine Mehrung und Vergrößerung des Besitzes zur Folge hatten.

In den letzten vierhundert Jahren erwarb die Stiftung in den unterschiedlichsten Weinbaugemeinden Weinberge und trennte sich von weniger wertvollen Lagen. Durch diese kluge "Weinbergs-Politik" konnten die Erträge nicht nur einen hohen Zuwachs verzeichnen, auch die Qualität der berühmten Weine und Ihrer Lagen künden davon.

Herzstück der Kellerei war schon immer der 250 m lange Holzfasskeller unter dem Fürstenbau. Trotz moderner Innovation und Technik ist er aus der qualitätsorientierten Philosophie des Juliusspitalkellers mit 60 verschiedenen Weinen nicht wegzudenken.

Das Spitzenweingut gehört zum Verband Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter und ist mit drei Trauben vom Weinguide Gault Millau, klassifiziert. Die Bocksbeutelflaschen des Juliusspitals haben als Kennzeichen eine Schulterwappen-Prägung mit dem Amtssiegel des Stifters.

Das Weingut Juliusspital bietet Kellerführungen an und besitzt auch einen Direktverkauf für private Kunden.

Ebenfalls im Nordtrakt befinden sich die Juliusspital Weinstuben. Hier werden neben den Spitzenweinen die erlesensten Köstlichkeiten aus der Vielfalt der Fränkischen Küche serviert.

Kontakt:
Weingut Juliusspital
Klinikstr. 1
97070 Würzburg
Tel  0931 -  393-1400
Fax  0931 -  393-1414
E-Mail: weingut@juliusspital.de


Ruth Ebensfeld

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